„Die Versicherungen geraten ins Wanken“
Die Niedrigzinsphase scheint die Banken, aber auch die Versicherer stark in Anspruch zu nehmen. Hohe Zinsversprechen stehen geringen Renditen gegenüber. Die Finanzkraft scheint zu sinken. Ganze zwanzig Anbieter konnten ihre Renditeversprechen nicht über die Kapitalerträge erfüllen. Unter den Verlierern befänden sich auch bekannte Namen, wie HUK-Coburg, Barmenia, Debeka und ARAG. Die genannten Zahlen sind zwar korrekt. Assekurata bezieht hierzu allerdings wie folgt Stellung: Die analysierte Kennzahl allein könne noch keinen Aufschluss über die Finanzkraft geben. Für eine seriöse Bewertung dieser spielen noch viele weitere Faktoren eine Rolle. In der Tat sind sich die Experten in der BILD uneinig darüber, wie stark die Versicherungen in den nächsten Jahren von sinkenden Kapitalerträgen beeinflusst werden. So prognostiziert Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten, dass „erste Versicherungen ins Wanken geraten“ werden, während der Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick lediglich Herausforderungen, aber keine Gefahr, sieht. Ob und inwiefern die Versicherungen in eine Schieflage geraten, lässt sich nur schwer vorhersagen. Ein wichtiger Faktor ist hier die Zinspolitik der Europäischen Union und deren Entwicklung. Experten hatten eine Erhöhung des Leitzinses bereits Ende 2016 prognostiziert, jedoch hält Mario Draghi weiterhin an seiner Niedrigzinspolitik fest. Langfristig ist zwar mit einer Erhöhung zu rechnen,
inwieweit diese den angeschlagenen Versicherungen hilft, bleibt abzuwarten.
„Lebensversicherungen rentieren sich nicht mehr“
Recht hat die BILD-Zeitung mit ihrer Kernthese, dass Lebensversicherungen sich nicht mehr rentieren. Zumindest lässt sich das über einen großen Teil der Policen sagen. So rät auch die Verbraucherzentrale Hamburg vom Abschluss kapitalbildender Lebensversicherungen ab. Die BILD beruft sich auf eine Grafik der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), die die Entwicklung des Garantiezinses zeigt. Dieser Zins wird vom Bundesfinanzministerium auf Grundlage von Berechnungen der DAV-Mathematiker und der Empfehlung der Finanzaufsicht Bafin berechnet. Es handelt sich um den Zinssatz, der Versicherungsnehmern fest versprochen wird. Seit 1994 ist der Garantiezins von 4,0 auf mittlerweile nur noch 0,9 Prozent gefallen. Einen weiteren Grund für die fehlende Rentabilität der Lebensversicherungen stellen die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten, die oft im fünfstelligen Bereich liegen, dar. Der Aussage, dass Lebensversicherungen sich nicht mehr rentieren, ist also grundsätzlich zuzustimmen. Viele Altverträge enthalten allerdings eine – nach heutigen Maßstäben – hohe Festverzinsung. Auf diese trifft die Aussage nicht zu.
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