Medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU)

Gründe für eine MPU

Eine Anordnung der medizinisch-psychologischen Untersuchung geht in den meisten Fällen mit dem Entzug der Fahrerlaubnis einher. Es gibt allerdings auch Sachverhalte, in denen vorheriger kein Führerscheinentzug vorliegt. Die gesetzliche Grundlage für die MPU liefert § 11 der Fahrerlaubnisverordnung (FeV).

Folgende Ursachen können einer MPU zugrunde liegen:

• Alkohol am Steuer: ab einem Promillewert von 1,6 wird der Fahrer aufgefordert, an einer MPU teilzunehmen. Je nach Einzelfall kann auch bei niedrigeren Promillewerten eine medizinisch-psychologische Untersuchung vorgeschrieben werden. Dies ist der Fall, wenn der Verdacht besteht, dass bei dem betroffenen Fahrer eine Alkoholabhängigkeit besteht. Auch Wiederholungstäter, die mehrmals mit Alkohol am Steuer erwischt wurden müssen meist zur MPU.
• Drogen am Steuer: Die Einnahme von Drogen hat einen Fahrerlaubnisentzug sowie die Anordnung einer MPU zur Folge. Um den Führerschein wiederzubekommen, muss die medizinisch-psychologische Untersuchung erfolgreich absolviert werden. Doch derartige Konsequenzen haben nicht nur Fahrzeugführer zu befürchten, sondern auch Beifahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger. Denn die Fahrerlaubnisbehörde hält jeden, der mit Drogen erwischt worden ist, für nicht geeignet, ein Fahrzeug zu führen.
• Punkte in Flensburg: Die maximale Anzahl an Punkten im Fahreignungsregister (FAER) ist sieben. Weist das Punktekonto mehr auf, wird die Fahrerlaubnis entzogen. In den meisten Fällen muss eine MPU erfolgreich abgeschlossen werden, ehe der Fahrzeugführer seinen Führerschein zurückbekommt.
• Körperliche Beeinträchtigung: eine medizinisch-psychologische Untersuchung kann auch angeordnet werden, wenn bei Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung (beispielsweise Gehörlosigkeit, fehlendes Sehvermögen, Diabetes oder fehlende Gliedmaßen) Zweifel an der Fahrtauglichkeit bestehen . Um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen, müssen sie ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen.
• Fehlende geistige Eignung: Entscheidend hinsichtlich des Führens von Fahrzeugen ist auch der geistige Zustand. Sind entsprechende Defizite vorhanden, ist der Betroffene möglicherweise nicht dazu geeignet, ein Kfz zu fahren. Um dies festzustellen, wird eine MPU durchgeführt. Dabei werden u. a. das Aggressionspotenzial und die Reaktionsfähigkeit überprüft.

Vorbereitung auf eine MPU

Ist ein Fahrzeugführer dazu aufgefordert, eine MPU zu absolvieren, muss er das weitere Vorgehen alleine und selbständig bewerkstelligen. Dazu gehören eine Terminvereinbarung bei einer Begutachtungsstelle sowie eine Vorbereitung auf die medizinisch-psychologische Untersuchung. Eine gute und frühzeitige Vorbereitung ist deswegen sinnvoll, da so die Erfolgsaussichten wesentlich höher sind. Bestandteil dieser Vorbereitung bzw. der Vorbereitungskurse sind kostenpflichtige MPU-Beratungen. Diese finden in Einzel- oder Gruppensitzungen statt. Vertrauenswürdige Anbieter der Vorbereitungskurse führen im Vorfeld kostenlose Informationsabende durch. Für Betroffene ist es lohnenswert, an mehreren Informationsabenden von unterschiedlichen Anbietern teilzunehmen. So können sie die verschiedenen Angebote über die jeweiligen Leistungen vergleichen, ehe sie sich für einen Anbieter entscheiden. Am Ende eines MPU-Vorbereitungskurses wird dem Betroffenen eine Teilnahmebescheinigung sowie eine schriftliches Beratungsergebnis ausgestellt.

Anbieter von MPU-Vorbereitungskursen

Im Gegensatz zu den Begutachtungsstellen für Fahreignung sind Anbieter von MPU-Vorbereitungskursen nicht offiziell anerkannt. Dies bedeutet, dass jeder derartige Kurse durchführen kann. Seriöse Anbieter kennzeichnen sich neben kostenlosen Informationsgesprächen dadurch aus, dass sie mit Verkehrspsychologen zusammenarbeiten. Diese sind für die Vorbereitungskurse hauptverantwortlich. Die Kompetenz des Psychologen zeigt sich u. a. darin, dass er Dokumente einsehen möchte, wie beispielsweise frühere Gutachten oder einen Briefwechsel mit der Führerscheinstelle. Dadurch kann er objektiv eine erste Einschätzung abgeben, sodass eine fachkundige MPU-Beratung erfolgen kann.

Zweifelhafte Anbieter dagegen werben häufig mit hohen Erfolgsquoten und „Geld-zurück-Garantien“, um möglichst viele Betroffene für einen Vorbereitungskurs zu gewinnen. Die Absicht ist, möglichst viel Geld zu machen, beispielsweise durch eine MPU-Beratung über eine teure Telefonhotline. Auch Werbemittel und Kommunikationsmedien wie Broschüren bzw. Webseiten mit wenig Informationen, dafür aber viele Rechtschreibfehler weisen auf Unseriösität hin. Manche Anbieter machen den Vorschlag, ein positives MPU-Gutachten zu kaufen. Die vermeintlich positiven Gutachten sind allerdings gefälscht, sodass der Straftatbestand der Urkundenfälschung erfüllt ist. Darüber hinaus ist Vorsicht geboten, wenn Vorbereitungskurse angeboten werden, deren Hauptverantwortlicher nicht ein Verkehrspsychologe, sondern beispielsweise ein psychologischer Berater oder ein Lebensberater ist.

MPU-Beratungen

Betroffene haben die Möglichkeit, sich in einer Einzelberatung oder in Gruppengesprächen mit Hilfe eines Verkehrspsychologen auf die MPU vorzubereiten. In einer Einzelberatung kann der Verkehrspsychologe viel intensiver auf den Betroffenen eingehen und besser explizite Unterstützung geben. Allerdings sind die Kosten bei einem Einzelgespräch auch höher als bei einer Gruppenberatung. Bei zehn Gesprächsstunden ist mit ungefähr 1.000 Euro zu rechnen. Bei Beratungen in der Gruppe fallen hingegen Kosten zwischen 500 und 1.000 Euro an. Je nach Ursache für die MPU sieht eine Gruppensitzung verschiedene Konzepte vor: Alkohol, Drogen, Punkte, körperliche Beeinträchtigungen oder fehlende geistige Eignung.

Abstinenznachweis für eine MPU

Wird eine MPU wegen Alkohol am Steuer angeordnet, werden bei der ärztlichen Untersuchung die Leberwerte kontrolliert.

Wird eine medizinisch-psychologische Untersuchung wegen Alkoholkonsum am Steuer angeordnet, ist es möglich, dass ein Abstinenznachweis für ein positives MPU-Gutachten vorgelegt werden muss. Dies kann der Fall sein, wenn der Verdacht einer Abhängigkeit besteht. Letztendlich ist immer der Einzelfall entscheidend, ob ein Abstinenznachweis vor einer Alkohol-MPU gefordert wird. Zu Beginn der MPU werden jedoch in jedem Fall die Leberwerte überprüft. Es ist ratsam, dass sich Betroffene mit einem MPU-Berater austauschen, inwiefern ein Abstinenzprogramm notwendig ist. Bei einer MPU wegen Drogenkonsum am Steuer wird fast immer ein sechs- oder zwölfmonatiger Abstinenznachweis verlangt.

Für einen Abstinenznachweis von Alkohol oder Drogen muss eine Analyse von einer Urin- oder Haarprobe des Betroffenen durchgeführt werden. Dies passiert an einem Medizinisch-Psychologischen-Institut (MPI). Der Zeitraum des Abstinenzprogramms erstreckt sich entweder über sechs oder über zwölf Monate. Um vor Gericht anerkannt zu werden, müssen Abstinenznachweise die CTU-Kriterien (Kriterien zur Durchführung Chemisch-Toxikologischer-Untersuchungen) erfüllen. Die Termine, an denen die Abgabe der Proben erfolgt, werden von dem zuständigen MPI in unregelmäßigen Abständen festgelegt. Damit die Haar- oder Urinprobe nicht manipuliert werden kann, sind die Termine dem Probanden vorher nicht bekannt. Er wird erst einen Tag vor der jeweiligen Abgabe darüber in Kenntnis gesetzt. Zudem wird die Abgabe des Probematerials in Anwesenheit von Fachpersonal durchgeführt.

Ablauf einer MPU

Der Ablauf einer medizinisch-psychologischen Untersuchung erfolgt nach einem bestimmten Muster. Dieses umfasst vier Etappen:

• Ausfüllen des Fragebogens: nach der Anmeldung zu einer MPU an einer Begutachtungsstelle müssen Angaben zum Lebenslauf, zu Erkrankungen und zum Untersuchungsanlass gemacht werden.
• Medizinische Untersuchung: die ärztliche Untersuchung beinhaltet ein Gespräch über die Ursachen der Verkehrsauffälligkeit. Bei einer MPU wegen Alkoholmissbrauchs besteht die Möglichkeit einer Kontrolle der Leberwerte des Betroffenen. Ist Drogenmissbrauch der Grund für die MPU, wird eine Urinprobe abgegeben. Bei der Untersuchung kann ein eventueller Abstinenznachweis übergeben werden.
• Leistungstest/Reaktionstest: es wird überprüft, ob der Betroffene physisch dazu fähig ist, ein Fahrzeug zu führen. Dies erfolgt durch einen Test der Reaktionsfähigkeit, der Aufmerksamkeitsleistung und des Konzentrationsvermögens. Die Prüfung wird an einem Computer unter Aufsicht durchgeführt.
• psychologische Untersuchung: abschließend wird durch ein circa einstündiges Gespräch mit einem psychologischen Gutachter festgestellt, ob der Betroffene dazu geeignet ist, ein Fahrzeug zu führen. Dabei ist die psychische Verfassung relevant. Themen der Unterhaltung sind hauptsächlich die Ursachen für die Verkehrsauffälligkeit des Betroffenen sowie sein derzeitiges Verhalten beispielsweise hinsichtlich Alkohol oder Drogen. Der Betroffene muss beweisen, dass er seine Verhaltensweise verändert und sich gebessert hat

Eine MPU erstreckt sich über einen Zeitraum von ungefähr zweieinhalb Stunden.

Gutachten einer MPU

Das Gutachten einer medizinisch-psychologischen Untersuchung kann negativ oder positiv ausfallen, im letzteren Fall bekommt der Betroffene seinen Führerschein zurück. Es ist auch möglich, dass das Gutachten weder positiv noch negativ ist und der Betroffene aufgefordert wird, an einer verkehrspsychologischen Nachschulung teilzunehmen. Hierbei handelt es sich um einen Kurs zur Wiederherstellung der Kraftfahreignung. Die Regelungen dazu sind in § 70 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) festgelegt. Eine verkehrspsychologische Nachschulung wird angeordnet, wenn bei dem Betroffenen eine Änderung seiner Verhaltensweise ersichtlich ist, er diese aber noch nicht nachhaltig verinnerlicht hat. Der Kurs wird an mehreren Terminen in Gruppen durchgeführt. Er soll bewirken, dass sich die Betroffenen mit ihrem Verhalten auseinandersetzen und sich Richtlinien erarbeiten, nach denen sie zukünftig in schwierigen Situationen handeln. So soll weiteren Fahrten nach Alkohol- oder Drogenkonsum vorgebeugt werden. Im Anschluss an die Nachschulung händigt die Führerscheinstelle die Fahrerlaubnis wieder aus. Eine erneute Teilnahme an einer MPU ist nach dem erfolgreichen Abschluss der Nachschulung nicht notwendig.

Kosten einer MPU

Bis einschließlich Juli 2018 waren die Gebühren für eine MPU bundesweit einheitlich. Unterschiede bezüglich der Höhe der Kosten gab es lediglich hinsichtlich des Anlasses einer MPU (Alkohol, Drogen oder Punkte etc.). Die Regelung der einheitlichen Gebühren wurde zum 1. August 2018 aufgehoben, sodass seitdem die Begutachtungsstellen für Fahreignung die Kosten für eine MPU selber festlegen können. Je nach Begutachtungsstelle und je nach Vergehen im Straßenverkehr müssen Betroffene für höhere oder niedrigere Gebühren aufkommen. Eine MPU nach Trunkenheitsfahrt ist beispielsweise teurer als eine Untersuchung aufgrund zu vieler Punkt in Flensburg. Im Durchschnitt kostet eine MPU ungefähr 450 Euro. Dabei ist zu beachten, dass neben der medizinisch-psychologischen Untersuchung auch für die MPU-Vorbereitungskurse sowie für einen eventuellen Abstinenznachweis Gebühren anfallen. Auch hier variieren die Kosten je nach Kursanbieter bzw. medizinisch-psychologischem Institut, Labor und Art des Nachweises. Im Endeffekt muss der Betroffene mit Gesamtkosten über 1.500 Euro rechnen.

Anordnung einer MPU: Einspruch einlegen?

Wird man zur Teilnahme an einer MPU aufgefordert, stellt sich vielen Betroffenen die Frage, inwiefern man gegen die Untersuchung Einspruch einlegen kann. Doch es ist nicht möglich, die Anordnung einer MPU anzufechten. Ein gerichtliches Vorgehen kann erst dann erfolgen, wenn der Antrag auf die Neuerteilung der Fahrerlaubnis abgelehnt wird. In diesem Fall erfolgt u. a. die Überprüfung des ausgestellten MPU-Gutachtens durch das zuständige Verwaltungsgericht. Betroffene sollten einen Rechtsanwalt für Verkehrsrecht zu Rate ziehen, inwiefern eine Klage Aussicht auf Erfolg hat.