Woran orientiert sich eine leistungsorientierte Vergütung?
Hauptziel einer leistungsorientierten Extravergütung ist im Allgemeinen eine Erhöhung der Motivation und der Zufriedenheit der Arbeitnehmer bzw. der Mitarbeiter und damit im Optimalfall eine Erhöhung von Produktivität und Arbeitsleistung, was wiederum auch dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu Gute kommt.
Für die Festlegung der Höhe einer leistungsgerechten Bezahlung ist erforderlich, dass “Leistungen” und “Erfolg” zunächst überhaupt dem Unternehmen oder der jeweiligen Unternehmensabteilung entsprechend eingeordnet werden. Dazu müssen sich beide Seiten – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – darauf verständigen und letztlich festlegen, nach welchen Kriterien die gegebenenfalls zusätzlich zu vergütenden Arbeitsleistungen beurteilt und gemessen werden sollen. Die (qualitative und quantitative, möglichst vorausschauende) Definition sogenannter Leistungsindikatoren mag schwierig und mitunter auch strittig sein – sie ist jedoch unverzichtbar. Es liegt auf der Hand, dass die entsprechenden Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein gewisses Konfliktpotential bergen – Sinn und Ziel einer leistungsorientierten Vergütung müssen jedoch immer im Auge behalten werden.
Im Allgemeinen unterscheidet man drei Zielarten:
- finanzielle Ziele (Umsatz/ Gewinn des Unternehmens)
- qualitative Ziele (Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden, Nachhaltigkeit, ökologische Gesichtspunkte)
- persönliche Ziele (Karriereförderung des Mitarbeiters u. ä.)
Die entsprechenden Indikatoren (Maßzahlen) für die auch quantitative Bewertung der Zielerreichung sind noch am einfachsten bezüglich der (ebenfalls quantitativen) finanziellen Ziele zu definieren. Bei den Zielen zu den Punkten 2. und 3. ist dies allerdings erheblich schwieriger, da es sich hier um qualitative Ziele wie Zufriedenheit oder berufliches Fortkommen usw. handelt. Das “Messen”, das heißt das größenmäßige Erfassen von Qualitäten wie Zuverlässigkeit, Kollegialität oder Teamgeist ist – anders als Erfassen von qualitativen Zielen wie den Umsatz und den Gewinn des Unternehmens – grundsätzlich nur schwer möglich. Ein eventueller “Trick” besteht zum Beispiel darin, den qualitativen Aspekt der Kundenbindung durch eine leicht zu messende Stornoquote (von Aufträgen, Mitgliedschaften usw.) zu “quantifizieren”.
Generell ist es allerdings unbedingt zu vermeiden, den quantitativen ökonomischen Leistungsindikatoren eine größere Bedeutung bzw. Wichtigkeit beizumessen, nur weil sie einfacher zu definieren sind.
Bei der Festlegung der leistungsorientierten Vergütung bzw. der Erfolgsziele spielen zudem weitere Faktoren eine Rolle, aus denen sich für die Zielsetzung Schwierigkeiten ergeben. Zum einen die Unterscheidung zwischen individuellen Zielen des einzelnen Arbeitnehmers und gemeinsamen Zielen der Abteilung bzw. aller einer Abteilung angehörenden Mitarbeiter. Der “Erfolg” der Arbeitstätigkeit hängt nämlich häufig nicht nur von Einzelpersonen, sondern eher von der ganzen Arbeitsgruppe ab. Damit stellt sich natürlich das Problem der Zuordnung des Erfolgs zu den individuellen Mitarbeitern (die ja die “Adressaten” der leistungsorientierten Vergütung sind). Daher werden nicht selten individuelle Leistungsziele und nicht der Teamerfolg als Grundlage der Sondervergütung festgelegt.
Zum anderen ergeben sich Schwierigkeiten hinsichtlich unterschiedlicher Vorstellungen bzw. Ziele von absoluten Führungskräften des Unternehmens und in der Hierarchie niedriger gestellten Mitarbeitern. Führungskräfte an der Spitze eines Unternehmens haben im Allgemeinen das “Große und Ganze” im Blick, also den Erfolg des gesamten Betriebes bzw. Unternehmens; entsprechend richtet sich danach die Zielsetzung.
Unterhalb der “oberen Etagen” in der Mitarbeiterhierarchie kann es allerdings zu Zielkonflikten bei Berücksichtigung der Arbeitsgruppe (Team) einerseits und der Abteilung bzw. der Gesamtunternehmens andererseits kommen. Hier berücksichtigt daher die Festsetzung der variablen Vergütung sowohl Arbeitsergebnisse, die das Gesamtunternehmen betreffen, als auch solche, die der Abteilung bzw. dem Team zu Gute kommen. Leistungsorientierte Vergütungen im engeren Sinne beziehen sich nur auf die letztgenannte Kategorie (Arbeitsgruppe).
Für die Beurteilung der gegebenenfalls zusätzlich zu vergütenden Arbeitsleistung ergeben sich nicht nur die oben angesprochenen Probleme der Messung von Qualitäten. Ein anderer möglicher Konflikt besteht zwischen kurzfristiger und langfristiger Zielerreichung. Während ein risikoreiches Vorgehen oder das Hinentanstellen von (sinnvollen und notwendigen) Investitionen kurzfristig wirtschaftlichen Erfolg versprechen mögen, drohen auf lange Sicht Nachteile für das Unternehmen. Bei der Vereinbarung von Zielen für eine leistungsorientierte Vergütung sind auch solche langfristigen Aspekte unbedingt zu berücksichtigen.
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