Die 10 wichtigsten Tipps vom Schuldnerberater

Die 10 wichtigsten Tipps vom Schuldnerberater

1. Überblick über die finanzielle Situation verschaffen

Wenn Sie feststellen, dass Ihnen die finanzielle Situation über den Kopf wächst, sollten Sie sich die Zeit nehmen, um sich über Ihre Schuldensituation klar zu werden. Manchmal wächst der Schuldenberg schleichend, weil z.B. Rechnungen immer wieder ‚geschoben‘ werden und daher wegen Verzugs an Inkassounternehmen abgetreten werden. Es kommt aber auch vor, dass Schicksalsschläge wie Trennung, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Tod den Weg in die Schulden ebnet. Allerdings wird es Ihnen nicht besser ergehen, wenn Sie die Lösung ihrer Schuldensituation weiterhin auf die lange Bank schieben. Vielmehr zeigt unsere Erfahrung mit Mandaten, dass der Start der Entschuldung für viele ein regelrechtes Aufatmen ermöglicht.

Wir empfehlen Ihnen daher als ersten Schritt: Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre derzeitige finanzielle Situation. Listen Sie auf

    • wer sind Ihre Gläubiger und welche Forderungen haben diese gegen Sie; 
    • wie hoch sind Ihre monatlichen Fixkosten wegen Miete, Strom & Gas, Internet & Telefonie, Lebensmitteln und sonstigen Verbindlichkeiten;
    • wie hoch sind Ihre derzeitigen Einnahmen.

Fragen Sie sich, ob mit den derzeitigen Einnahmen innerhalb der nächsten drei Jahre eine Entschuldung möglich ist, ohne zu harte finanzielle Einschnitte hinnehmen zu müssen. Zu hart wären finanzielle Einschnitte, wenn Sie wegen der Schuldentilgung monatlich weniger Geld zur Verfügung haben, als Ihnen nach ALG II oder nach dem monatlichen Pfändungsfreibetrag gemäß § 850 c ZPO zustehen würde. Stellen Sie fest, dass Sie in absehbarer Zeit keine Entschuldung schaffen oder Ihnen angesichts der Schuldentilgung monatlich weniger Geld verbleibt, als Ihnen gesetzlich nach ALG II oder dem Pfändungsfreibetrag zusteht, sollten Sie sich über eine (Privat)Insolvenz Gedanken machen. Wir helfen Ihnen hierbei.

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2. Pfändungsschutzkonto eröffnen

Ist eine Konto- oder Lohnpfändung angekündigt oder lässt Ihre Schuldensituation eine solche Pfändung alsbald eintretend befürchten, sollten Sie die Umwandlung Ihres Bankkontos in ein Pfändungsschutzkonto gemäß § 850 k ZPO veranlassen. Wie das geht und was es hierzu zu wissen gibt, erfahren Sie in unserem Beitrag P-Konto: Alles Wissenwerte zum Pfändungsschutzkonto.

Das Pfändungsschutzkonto garantiert Ihnen, dass Sie nicht plötzlich ohne Geld dastehen, weil Ihr Gläubiger Ihren Lohn oder Ihr Kontoguthaben gepfändet hat. Ihnen bleibt durch die Umwandlung in ein Pfändungsschutzkonto zumindest der gesetzlich vorgesehene monatliche Pfändungsfreibetrag. Wie hoch dieser im Einzelfall ist, erfahren Sie in unserem Artikel über die aktuelle Pfändungstabelle und Pfändungsfreigrenze.

Damit bleiben Sie zumindest soweit finanziell liquide, dass Sie noch weiterhin wirtschaftlich handlungsfähig bleiben. 

3. Keine neuen Schulden machen

Wenn Sie festgestellt haben, dass Ihre Schuldensituation ernst ist, sollten Sie sich davor hüten, unnötige neue Schulden aufzuhäufen. Insbesondere Konsumschulden sollten Sie auf ein absolutes Minimum reduzieren. Konsumschulden sind solche Verbindlichkeiten, die typischerweise bei Bezahlungsarten wie durch Raten- oder auf Rechnungskauf entstehen. Sie kaufen heute und zahlen morgen. Was zunächst paradiesisch klingt, ist oftmals verhängnisvoll. Denn der Konsument überschätzt zumeist seine finanzielle Situation und glaubt immer, dass er in Zukunft schon über das nötige Geld verfügen würde, um die dann fällige Forderung zu zahlen. So vollzieht sich dieser Kreislauf immer weiter, bis man horrende Summen aufgehäuft hat.

Halten Sie dieser Verführung stand und kaufen Sie Konsumgegenstände nur noch, wenn Sie im Kaufmoment über das nötige Geld verfügen. Fragen Sie sich, ob die Anschaffung wirklich nötig ist und verwenden Sie das Geld lieber, um Ihre finanzielle Situation zu stabilisieren.

4. Monatliche Belastungen reduzieren

Eine weitere Möglichkeit, um Ihre Schuldensituation zu entspannen, besteht im Abbau von monatlich wiederkehrenden Rechnungen. Die monatlichen Belastungen entstehen oft  schleichend mit zunehmender Zeit. Summiert man die einzelnen Posten auf und rechnet man diese aufs Jahr hoch, lassen sich erhebliche Einsparungen treffen. Zeitschriftenabonnements, verschiedene Dienstleistungsangebote wie Streamingangebote, Mitgliedschaften oder Versicherungen verschlingen auf die Dauer auch einen beachtlichen Geldbetrag. 

Falls Sie ein Auto für den täglichen Weg zur Arbeit verwenden, fragen Sie sich, ob Sie wirklich ein Auto benötigen und ob der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel nicht zu Einsparungen führen würde, z.B. weil Leasing- bzw. Kreditkarten wegfallen würden und die Kosten für Unterhalt und Sprit wegfallen würden. 

Halten Sie daher für einen Moment inne und prüfen Sie, auf welche Leistungen verzichtet werden kann und verwenden Sie das freiwerdende Geld, um aus dem Schuldenloch herauszukommen. Kündigen Sie dann die entsprechenden Verträge.

5. Ausgaben und Schulden priorisieren

Besonders wichtig ist es, die Forderungen nach Ihrer Dringlichkeit zu sortieren und entsprechend zu tilgen. Das kann im Einzelfall nicht ganz leicht sein. Wenn Sie sich unsicher dabei sind, begeben Sie sich in professionelle Beratung. 

Mehrere Faktoren spielen hierbei eine Rolle. Einmal ist die Höhe der Forderung ein Faktor, ebenso die Fälligkeit der Forderung. Aber auch zu beachten ist, wie im Falle des Verzugs die Verzugskosten den Schuldenberg weiter anwachsen lassen. Oder es werden für bestimmte Schulden Zinsen erhoben, auch solche Forderungen sollten zuerst bezahlt werden. All diese Faktoren bestimmen, welche Forderung als erstes zu tilgen ist, um die Schulden effizient abzubauen.

6. Staatliche Hilfen beantragen

Auch hilfreich kann es sein, staatliche Förderungen oder Hilfen wie z.B. Wohngeld, Kinderzuschuss oder eine Befreiung von Rundfunkgebühren zu beantragen. Welche staatlichen Hilfen in Ihrem Fall möglich sind, können wir Ihnen nach eingehender Prüfung Ihrer Lebens- und Schuldensituation mitteilen. Hierdurch verbessert sich Sie Ihre Einkommenssituation ohne großen Aufwand, was letztlich dazu führt, schneller die Schulden zu reduzieren.

7. Einnahmen erhöhen

Sie sollten überlegen, ob Sie Möglichkeiten haben, um Ihre Einnahmesituation zu verbessern. Dazu gibt es viele Ansatzpunkte. Denkbar ist es, dass Sie Ihre Stunden aufzustocken oder einen zusätzlichen Nebenjob aufnehmen. Ebenso denkbar ist es, dass Sie alte nicht mehr für Sie relevante Gegenstände veräußern und den Erlös zur Schuldentilgung aufwenden. Oder sie verhandeln mit Ihrem Arbeitgeber um eine Gehaltserhöhung.

8. Schulden und Gläubiger abbauen durch Verhandlung oder Umschuldung

Prüfen Sie, ob Sie mehrere Schulden bei einem oder mehreren Gläubigern haben. Manche Gläubiger lassen einen Schuldenerlass zu, wenn man sich über die Tilgung der ausstehenden Schuld einig wird. 

Außerdem kann eine Umschuldung sehr hilfreich sein. Stellen Sie etwa fest, dass die Zinsbelastung des alten Darlehensvertrags durch den Abschluss eines anderen Darlehens mit niedrigeren Zinsen reduziert wird, ist die Umschuldung ein sinnvolles Instrument. Aber nicht nur in dem genannten Fall ist die Umschuldung ratsam. Je nach Bonität oder Hilfe von Seiten Dritter können mithilfe eines Darlehens bei einem Schuldner alle offenstehenden Forderungen bei mehreren Gläubigern bedient werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Sie haben nicht mehr mehrere Gläubiger, denen Sie gerecht werden müssen, sondern Sie haben nur noch einen Gläubiger und können sich darauf konzentrieren diese eine übrig gebliebene Schuld zu tilgen. Dies wird Sie in der Regel nicht nur finanziell, nervlich entlasten.

9. Lassen Sie keine soziale Isolation zu

Ein ernst gemeinter Rat unsererseits ist: Lassen Sie sich nicht in die soziale Isolation drängen. Wir haben in unserer Arbeit mit Mandanten erlebt, dass Mandanten wegen Ihrer Schulden sich aus dem sozialen Leben wegen falscher Scham oder wegen der nervlichen Belastung zurückgezogen haben. Lassen Sie es so weit nicht kommen und begeben Sie sich besser frühzeitig in professionelle Hände. 

Jeder von uns hatte in seinem Leben Schulden. Dies ist kein Grund für Scham und falsche Schuldgefühle. Es ist für Ihr Seelenheil aber auch für Ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wichtig, weiterhin den Kontakt zu Angehörigen, Freunden und Bekannten zu pflegen, um die Energie zum Schuldenabbau zu haben. Sie können sich dann auf einen Neuanfang ohne finanzielle Sorgen freuen.

10. Professionelle Hilfe und anwaltliche Beratung suchen

Wir haben Ihnen eine Reihe von Möglichkeiten aufgezählt, die aus unserer Sicht wichtig und sinnvoll sind, um aus der Schuldenfalle herauszukommen. Je nach Schuldensituation ist jedoch trotz der genannten Tipps ein Schuldenabbau nicht alleine zu stemmen. Sie können sich hierzu an Schuldnerberatungsstellen oder auf Entschuldung spezialisierte Anwaltskanzleien wenden. Bei Schuldnerberatungsstellen kann die Wartezeit oftmals lange betragen und in dieser Zeit können Ihre Schulden weiterwachsen. Außerdem steht Ihnen in der Regel kein Rechtsanwalt zur Seite, der bei komplexen juristischen Fragestellungen Beistand leisten könnte.

Wir begleiten Sie gerne mit unserem Team von Entschuldungsexperten auf Ihrem Weg zu einem Leben ohne Schulden. 

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Dr. V. Ghendler ist Fachanwalt für Insolvenzrecht und mit seinem bundesweit tätigen Team auf die Entschuldung von Privatpersonen und Unternehmern spezialisiert.

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