Kaufhaussterben – wie ist die Vielzahl an Insolvenzen einzuordnen?
Handel steht vor Herausforderungen
Der Handelssektor steht vor großen Herausforderungen, die zu einer erhöhten Anzahl von Insolvenzen führen. Zu den Hauptfaktoren, die diese Entwicklung beeinflussten, gehören die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten, die sich aus der COVID-19-Pandemie, steigenden Energiepreisen und Inflation ergeben. Hinzu kommt die Konkurrenz durch den Onlinehandel. Die COVID-19-Pandemie hat das Einkaufsverhalten nachhaltig verändert, indem sie einen Schub in Richtung Online-Shopping gab. Viele Verbraucher, die während der Lockdowns Online-Einkaufsplattformen nutzten, haben diese Gewohnheit beibehalten.
Diese Faktoren zusammengenommen haben den Druck auf Handelsunternehmen erhöht. Selbst traditionsreiche Kaufhäuser sind betroffen.
Spektakuläre Kaufhausinsolvenzen
Die Geschichte der Kaufhausinsolvenzen in Deutschland umfasst einige bekannte Fälle, welche die Einzelhandelslandschaft im Land über die Jahre geprägt haben. Zu den bemerkenswertesten Insolvenzen gehören:
- KarstadtQuelle (später Arcandor): Arcandor, zuvor bekannt als KarstadtQuelle, ging 2009 in Insolvenz. Die Warenhauskette Karstadt konnte später durch eine Übernahme gerettet werden, doch die Insolvenz markierte das Ende eines der größten Handelskonzerne Deutschlands.
- Hertie: Die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH meldete schon 2008 Insolvenz an. Die Traditionskette konnte sich nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen und musste schließlich ihre Türen schließen.
- Woolworth Deutschland: Woolworth Deutschland ging 2009 insolvent, konnte aber nach einer Restrukturierung und Übernahme weitermachen. Diese Insolvenz betraf eine der ältesten Kaufhausketten in Deutschland.
- Galeria Karstadt Kaufhof: Die jüngste und größte Warenhauskette Deutschlands, Galeria Karstadt Kaufhof, meldete im Zuge der COVID-19-Pandemie 2020 Insolvenz an. Durch ein Schutzschirmverfahren und staatliche Unterstützung konnte jedoch eine völlige Zerschlagung vermieden werden. Galeria Karstadt Kaufhof hat kürzlich allerdings schon den dritten Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund ist die taumelnde Signa-Retail Selection, die alle Filialen der Galeria Karstadt Kaufhof betreibt und schon für mehrere ihrer Unternehmen Insolvenzanträge gestellt hat. Ausbleibende Finanzierungen durch die Muttergesellschaft Signa sollen der Grund für die erneue Galeria-Insolvenz sein.
- Der Niedergang des Signa Konzerns riss zuletzt auch die KaDeWe-Gruppe mit sich. Betroffen sind das Kaufhaus des Westens in Berlin sowie die Luxuskaufhäuser Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Exorbitant hohe Mieten für die Warenhaus-Immobilien wurden hier als Grund genannt. Sie machten ein ertragreiches Wirtschaften unmöglich, hieß es.
Diese Insolvenzfälle spiegeln einige der Herausforderungen wider, mit denen traditionelle Kaufhäuser in Deutschland konfrontiert sind.
Andre Kraus ist Fachanwalt für Insolvenzrecht und Gründer der KRAUS GHENDLER RUVINSKIJ Anwaltskanzlei. Seit 2012 ist er auf die Entschuldung und Beratung von Personen mit finanziellen Schwierigkeiten spezialisiert.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!