Wann kommt ein Schuldenerlass in der Praxis in Frage?
Ein Schuldenerlass kommt nicht so selten vor, wie man zunächst vermuten könnte. Selbstverständlich verzichtet ein Gläubiger ungern auf seine geldbringende Forderung gegenüber dem Schuldner, dennoch kann je nach Einzelfall ein Schuldenerlass in Betracht kommen. So können etwa gute Geschäftsbeziehungen den Gläubiger dazu bewegen, dem Schuldner die Schulden zu erlassen. Ebenfalls denkbar ist, dass der Gläubiger eine Insolvenz des Schuldners vermeiden möchte, da er ansonsten auf bestimmte Produkte oder besondere Dienstleistungen oder Unterhaltungsangebote des Schuldners verzichten müsste. Schließlich können aber wirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle spielen. So kann etwa ein Schuldenerlass zur Wirtschaftlichkeit des Schuldners führen, der in Zukunft wieder Gewinne erwirtschaftet, an denen der Gläubiger teilhaben kann, was nicht der Fall wäre, wenn er durch Durchsetzung seiner Forderung zur Insolvenz des Schuldners beitragen würde.
Einen Schuldenerlass erreicht ein Schuldner meist nicht unbedingt wegen des großzügigen Charakters des Gläubigers, sondern durch eine wirtschaftliche Argumentation und zukunftsorientierte Finanzplanung. Daher kommt es im Vorfeld eines Insolvenzverfahrens im Rahmen eines außergerichtlichen Vergleichs oft zu Schuldenerlässen, weil die Gläubiger einsehen, dass sie mit einem teilweisen Schuldenerlass wirtschaftlich mehr Ertrage verbuchen, als wenn sie mit Mitteln der Zwangsvollstreckung Ihre Forderungen durchzusetzen versuchen.
Was ist für Unternehmer bei einem Schuldenerlass zu beachten?
Sowohl für den Schuldner als auch für den Gläubiger ist bei einem Schuldenerlass aus handels- und steuerrechtlichen Gründen besondere Wachsamkeit gefragt. Ein wirksamer Schuldenerlass führt bei Unternehmern und Unternehmen, die eine Geschäftsbilanz unterhalten müssen, zu Abschreibungen auf Forderungen bzw. Zuschreibungen auf Verbindlichkeiten. Diese müssen aus handels- und steuerrechtlichen Gründen im Auge behalten werden.
Ebenfalls kann ein Schuldenerlass u.a. zu einem Sanierungsgewinn beim Schuldner führen, bei dem sich die Frage der Steuerpflichtigkeit stellt. In unserem Beitrag Muss ein Sanierungsgewinn versteuert werden? gehen wir dieser Frage für Sie nach.
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