Teilnahme eines Gläubigers als zwingende Voraussetzung für erfolgreichen Insolvenzplan
Der Fokus der Vorbereitung auf Ihren Erörterungs- und Abstimmungstermin liegt auf der Sicherstellung der Teilnahme von zumindest einem Ihrer Gläubiger. Für einen erfolgreichen Insolvenzplan muss mindestens ein zuverlässiger Gläubiger am Termin teilnehmen und dem Insolvenzplan zustimmen.
Exkurs: Erscheint kein Gläubiger zum Abstimmungstermin, gilt der Insolvenzplan eines Schuldners als abgelehnt.
Suche nach zuverlässigem Gläubiger als Teil der Vorbereitung
Die Kunst in der Vorbereitung besteht darin einen sehr zuverlässigen Gläubiger zu finden, dessen Teilnahme am Erörterungs- und Abstimmungstermin gewährleistet werden kann. Hierzu bauen wir auf den bereits erfolgten Schritt der „Absprache mit Ihren Gläubiger“ (Verlinkung zu: entsprechendem Artikel) und betrachten Ihre Gläubigerstruktur erneut genau.
Zur Erinnerung: Den Kontakt zu Ihren Gläubigern haben wir zum jetzigen Zeitpunkt bereits vor der Vorlage Ihres Insolvenzplans bei Gericht gesucht. Ziel der zuvor erfolgten Absprache mit Ihren Gläubigern war es durch eine eingeholte schriftliche Zustimmungserklärung von zumindest einem Gläubiger
- dem Zurückweisungsgrund der „offensichtlichen Aussichtslosigkeit“ entgegenzuwirken (§ 231 Absatz 1 Nr. 2 InsO),
- die Überprüfung Ihres Insolvenzplans positiv zu beeinflussen und
- uns ein Bild über das Zustimmungs- und Ablehnungsverhältnis Ihrer Gläubiger zu verschaffen.
Durch die vorherige Absprache mit Ihren Gläubigern wissen wir welche Ihrer Gläubiger Ihrem Insolvenzplan zustimmungsbereit und positiv gegenüberstehen. In der Praxis können das nicht zuletzt auch „befreundete“ oder „bekannte“ Gläubiger des Schuldners sein.
Rechtlicher Exkurs: Das Fingieren von Gläubigern zur Sicherstellung von zumindest einer Teilnahme am Termin ist verboten.
In der Vorbereitung Ihres Erörterungs- und Abstimmungstermins nehmen wir erneut Kontakt zu den zustimmungsbereiten Gläubigern auf. Hierzu schreiben wir sie an und arbeiten auf ihre Teilnahme hin. Wir möchten zumindest einen zuverlässigen Gläubiger finden, der an Ihrem Erörterungs- und Abstimmungstermin sicher teilnehmen wird.
Keine persönliche Anwesenheitspflicht der Gläubiger
Unserer Erfahrung nach gibt es in der Praxis viele Gläubiger, die den Erörterungs- und Abstimmungsterminen fernbleiben. Ausschlaggebend hierfür ist oftmals der mit einer persönlichen Teilnahme einhergehende Aufwand.
Die Teilnahme eines Gläubigers am Erörterungs- und Abstimmungstermin ist die Voraussetzung zur Ausübung seines Stimmrechts. Nur ein Anwesender kann dem Insolvenzplan zustimmen. Eine persönliche Pflicht zur Anwesenheit besteht für Ihre Gläubiger allerdings nicht. Sie können sich anwaltlich vertreten lassen und dem Termin persönlich fernbleiben.
Vereinfachung der Stimmrechtsausübung als strategische Maßnahme
Den persönlichen Wunsch Ihrer Gläubiger dem Erörterungs- und Abstimmungstermin fernbleiben zu wollen werden wir für Ihren Insolvenzplan vorteilhaft nutzen. Hierzu wenden wir einen weiteren taktischen Schritt an: wir vereinfachen Ihren zustimmungsbereiten Gläubigern die Ausübung ihres Stimmrechts, indem wir einen fachkundigen Rechtsanwalt als Vertretung organisieren.
Hierbei kontaktieren wir nur die Gläubiger, die Ihrem Insolvenzplan zustimmungsbereit gegenüber stehen. Gläubiger die in der bereits erfolgten Absprache ihre Ablehnung bekundet haben, beachten wir nicht erneut. Diese Gläubiger können am Termin persönlich teilnehmen oder selbst eine anwaltliche Vertretung organisieren.
Durch die erneute Kontaktaufnahme zu Ihren Gläubigern arbeiten wir auf ihre anwaltliche Vertretung hin. Hierzu organisieren wir einen spezialisierten Rechtsanwalt, der die Vertretung Ihrer zustimmungsbereiten Gläubiger im Erörterungs- und Abstimmungstermin übernimmt. Ihren Gläubigern übersenden wir eine Prozessvollmacht des Rechtsanwalts und versuchen sie durch gekonnte Argumentsetzung von der vereinfachten Stimmrechtsausübung zu überzeugen.
Lässt sich ein zustimmungsbereiter Gläubiger anwaltlich vertreten, können wir auf die Teilnahme des Rechtsanwalts am Erörterungs- und Abstimmungstermin Ihrer Planinsolvenz vertrauen. Schließlich ist die Wahrnehmung des Termins und die Ausübung des Stimmrechts in Vertretung für seinen Mandanten teil seines Mandats. Auf diese Weise stellen wir die Teilnahme von zumindest einem Ihrer zustimmenden Gläubiger sicher.
Keine persönliche Anwesenheitspflicht des Schuldners
In der Praxis kann ein Schuldner unter Umständen verhindert sein an dem festgesetzten Erörterungs- und Abstimmungstermin einer Planinsolvenz teilzunehmen. Neben wichtigen privaten Terminen spielt oftmals auch die persönliche Aufregung und Nervosität eine Rolle. Wie auch für Ihre Gläubiger, besteht für Sie keine Pflicht zur persönlichen Teilnahme am Erörterungs- und Abstimmungstermin Ihrer Planinsolvenz. Sie können sich anwaltlich vertreten lassen. Für unsere Mandanten übernehmen wir beim persönlichen Fernbleiben die Vertretung im Termin und entschuldigen sie offiziell.
Tipp: Wir empfehlen unseren Mandanten stets die persönliche Teilnahme am Erörterungs- und Abstimmungstermin. Ihre persönliche Anwesenheit untermauert die Ernsthaftigkeit Ihrer Planinsolvenz und stärkt Ihre Verhandlungsposition gegenüber den Beteiligten im Abstimmungstermin.
Hallo,
Die Firma für die ich arbeite hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet und mich als Gläubiger genannt, da mir noch Geld aus Überstunden zusteht. Das sind aber vielleicht 12 Euro. Nun wurde ich zum Eröterungs – und Abstimmungstermin eingeladen. Ich möchte weder persönlich dort teilnehmen, noch möchte ich Geld für einen Anwalt bezahlen, da es sich um so wenig Geld handelt und ich auch betriebsbedingt gekündigt wurde.
Kann ich dem Termin komplett fernbleiben? Also muss ich auch niemanden als Vertretung dorthin schicken?
Sehr geehrte Frau K.,
Sie können Ihre Nicht-Teilnahme mangels Interesse im Vorfeld einfach anzeigen.
Mit freundlichen Grüßen
A. Kraus
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenzrecht