Das Stuttgarter Diesel Fahrverbot
Stuttgart ist Spitzenreiter, wenn es um Luftverschmutzung geht. Ganze 82,73 µg/m³ wurden hier gemessen. Damit ist der EU-Grenzwert um mehr als 100 % überschritten. Dass hier Handlungsbedarf besteht, war schon lange klar. Anfangs dachte man noch, eine neue Verkehrsplanung und Software Updates könnten helfen, das Stickoxid-Problem in Luft aufzulösen. Als das Bundesverwaltungsgericht in letzter Instanz einen Riegel vorschob, wusste man: An einem Diesel Fahrverbot führt kein Weg vorbei. Und genau dieses Fahrverbot kommt nun ab Januar 2019.
Diesel Fahrverbot – Betroffene Fahrzeuge
Streng genommen handelt es sich nicht um ein Diesel Fahrverbot, sondern gleich um mehrere Verbote.
- Betroffen sind Diesel Fahrzeuge der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4. Diese Autos dürfen nicht mehr in Stadtgebiet Stuttgarts fahren. Das betrifft rund 35 % der Autos aus dem Umkreis
- Ab 2020 könnte dann auch die Abgasnorm Euro 5 betroffen sein. Sollte dies beschlossen werden, so sind weitere 35 % der Autos aus dem Stuttgarter Stadtraum verbannt.
Diesel Fahrverbot – die Ausnahme bestätigt die Regel
was wäre ein verbot ohne Ausnahmen? Und im Falle des Stuttgarter Diesel Fahrverbots scheint es eine ganze Reihe solcher Ausnahmen zu geben. Schließlich muss die Stadt in ihrer Infrastruktur funktionsfähig bleiben. Dementsprechend werden einige Gruppen vom Diesel Fahrverbot ausgeklammert. Wie der Spiegel berichtet, sind Lieferverkehr und Handwerk nicht umfasst. Außerdem dürfen auch Personen im Schichtdienst, Pflegedienste und Kleinbetriebe, denen sonst eine wirtschaftliche Existenznot gedroht hätte, weiter unbehelligt in Stuttgart fahren. Für Anwohner gibt es zudem eine Übergangsfrist bis April 2019. Dementsprechend scheint sich für diejenigen, für die das Fahrverbot einen besonders empfindlichen Eingriff bedeutet hätte, zunächst nichts zu ändern.
Weitere Maßnahmen neben Diesel Fahrverbot geplant
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Doch es bleibt nicht nur bei dem stufenweise eingeführten Diesel Fahrverbot. Gleichzeitig will Stuttgart die Attraktivität des Öffentlichen Personen- und Nahverkehrs erhöhen. Zu diesem Zweck ist für April 2019 eine Tarifreform geplant. Außerdem werden diejenigen Schummel-Diesel bevorzugt behandelt, die das Software Update ihres Herstellers aufgespielt bekommen haben. Die nachgerüsteten Euro 5-Diesel sollen dann für eine Übergangszeit von zwei Jahren vom Diesel Fahrverbot ausgeschlossen sein. Eine Maßnahme, die äußerst fraglich ist, werden die Diesel-Halter damit doch dazu gedrängt, ihren Diesel umrüsten zu lassen. Angesichts anhaltender Negativschlagzeilen über die Updates, in denen es nicht nur um die Unwirksamkeit, sondern auch um erhebliche Folgeschäden geht, ist diese Maßnahme äußerst fragwürdig. Die ohnehin schon unter Druck stehenden Diesel-Halter geraten so weiter unter Handlungsdruck.
Reicht das Diesel Fahrverbot aus?
In der Tat handelt es sich bei dem angekündigten Diesel Fahrverbot zunächst um ein “Fahrverbot light”. Zwar ist -anders als in Hamburg- dieses Mal die ganze Stadt betroffen und nicht nur ein paar Straßenzüge. Trotzdem sind die eigentlichen Drecksschleudern noch immer nicht ausgeschlossen. Die Privilegierung umgerüsteter Diesel Euro 5-Fahrzeuge ist nicht nachvollziehbar – gibt es inzwischen doch mehrere Gutachten, die die Unwirksamkeit des Software Updates bestätigen. Stattdessen werden die Halter gezwungen, das Update ohne Rücksicht auf Folgeschäden vornehmen zu lassen, um von der Übergangsfrist zu profitieren. Die Ausnahmeregelung zugunsten derjenigen, deren wirtschaftliche Existenz durch ein Verbot bedroht würde, ist zwar denknotwendig aber nicht unbedingt zielführend. Bei einer Stickoxidreduktion um 100 % reicht ein derart geringer Eingriff wohl kaum aus. Folgemaßnahmen und Ausweitungen der Verbote sind mehr als nur wahrscheinlich. Denn die baden-württembergische Landesregierung steht unter Zugzwang. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts muss sie die Stickoxidbelastung erheblich senken. Sie ist hier nicht nur der Bundesregierung gegenüber handlungspflichtig. Denn die Europäische Komission hat Deutschland unlängst verklagt. Hohe Strafgelder drohen. Stuttgart als schmutzigste Stadt Deutschlands muss schnell sauberer werden – und das nicht nur ein bisschen. Eine Ausweitung der Verbote liegt deswegen nahe.
Weitere Fahrverbote drohen
Aber nicht nur in Stuttgart herrscht dicke Luft. Schenkt man den Angaben der Deutschen Umwelthilfe Glauben, so drohen in bis zu 426 deutschen Städten Diesel Fahrverbote. Immer neue Hotspots werden von dem Umweltverband aufgedeckt. Immer mehr Städte vor den Verwaltungsgerichten verklagt. Viele Städte stehen bereits auf der roten Liste, die Luftreinhaltepläne werden hektisch überarbeitet, um ein Diesel Fahrverbot doch noch abzuwenden. In den meisten Fällen wird das vergebens sein. Eine Stadt, die den Grenzwert bereits um ein Vielfaches überschreitet, wird mit neuen Ampelschaltsystemen und emissionsfreien Bussen nicht viel ausrichten können. Auch ein Diesel Fahrverbot beschränkt auf wenige Straßenzüge wird das Problem nicht auf Dauer lösen. Die Autofahrer würden sich schlicht einen anderen Weg suchen, sodass das Stickoxidproblem letztlich nicht gelöst, sondern auf einen anderen Straßenzug verlagert wäre. Dementsprechend kann nur ein flächendeckendes Diesel Fahrverbot, das auch die “Hauptsünder” umfasst, eine nachhaltige Verbesserung hervorrufen. Eine Hiobsbotschaft für alle Betroffenen im Abgasskandal.
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