Mehr Autos – weniger Diesel
Spiegel Online berichtet: Entgegen aller Erwartungen kaufen die Deutschen in einer Zeit, in der Skandale um Kartellabsprachen und Abgasmanipulationen für Verunsicherung sorgen, sogar noch mehr Autos. Laut Kraftfahrtbundesamt wurden 2017 3,44 Millionen Neuwagen zugelassen. Damit erhöht sich die Zahl im Vergleich zu 2016 um 2,44 Prozent. VDA-Präsident Matthias Wissmann zufolge soll es sich dabei um das höchste Volumen dieses Jahrzehnts handeln. Von dem Einbruch des Automarktes, den viele schwarzmalerisch prophezeit hatten, scheint also nichts eingetreten zu sein. Ein näherer Blick auf die Zahlen zeigt allerdings: Der Diesel-Skandal hat sich sehr wohl bemerkbar gemacht. Es kamen mehr Benziner auf die Straße, während der Diesel seine Vormachtposition einbüßen musste.
Diesel – niedrigster Stand seit 2009
In Zahlen drückt sich das Ganze wie folgt aus: Der Dieselanteil der neu zugelassenen Fahrzeuge sank auf 38,8 Prozent, während der Benzineranteil auf ganze 57,7 Prozent stieg. Nur 0,7 Prozent der neu zugelassenen Kfz wiesen einen Elektromotor auf. Dass es trotz der aktuellen Unsicherheiten zu einem Marktwachstum gekommen ist, haben die Automobilkonzerne wohl ihrer Umweltprämie zu verdanken. So sieht es zumindest Matthias Wissmann, der dem Spiegel gegenüber konstatiert, die Eintauschprogramme wären sehr erfolgreich gewesen. Trotzdem müssen die Konzerne, deren Namen immer und immer wieder im Zusammenhang mit dem Abgasskandal fallen, einstecken. VW verliert 3,3 Prozent, BMW stagniert, ausländische Marken haben ein Plus von 8 Prozent.
Diesel vor dem Aus?
Doch nicht nur in Deutschland scheint der Diesel sich angesichts drohender Fahrverbote in knapp 90 Städten mehr und mehr zum Ladenhüter zu bewegen. In Großbritannien ist der Dieselmarkt um ganze 17 Prozentpunkte eingebrochen. Parallel dazu befürchten Händler auf Gebrauchtwagen sitzen zu bleiben, es wird ein starker Rückfluss aus Leasingverträgen erwartet, dem keine Nachfrage gegenüber steht. Die Leasingnehmer mit großen Fahrzeugflotten wollen keine Fahrverbote riskieren und sehen sich daher nach Fahrzeugen ohne Dieselmotor um. Wer jetzt seinen Diesel verkaufen möchte, trifft daher auf einen übersättigten Markt mit kontinuierlich steigenden Restwertverlusten. Eine Möglichkeit, dem zu entgehen, wird wohl die Umweltprämie der Konzerne sein. Diese jedoch gilt nicht für Fahrzeuge der Euro 5- und Euro 6-Norm. Und gerade das sind die Diesel, die von Fahrverboten betroffen wären.
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