Bis zu 774.000 Dieseln droht der Rückruf
Nun hat sich dieser Verdacht erhärtet. Bundesverkehrsminister Scheuer verkündete den Zwangsrückruf von 238.000 Daimler Dieseln. Europaweit sollen sogar 774.000 Autos mit der Schummelsoftware im Verkehr sein. Erst war es nur der Mercedes Vito, nun ist es Gewissheit: Wie bereits vermutet, sind auch die C-Klasse und die SUV-Klasse GLC betroffen. Insgesamt wurden fünf mutmaßlich illegale Abschalteinrichtungen entdeckt. Die Fahrzeuge sollen nun umgerüstet werden. Trotzdem scheint Daimler sich keiner Schuld bewusst zu sein. Man setze zwar den Rückruf um, werde aber gleichzeitig gegen die Entscheidung klagen. Gegenüber Spiegel Online erklärte Daimler, dass man die Rückrufe beim Vito und anderen Modellen nur akzeptieren wolle, wenn das KBA das Unternehmen im Gegenzug nicht weiter mit Prüfungen behellige. Es scheint, als wolle der Konzern die Aufdeckung weiterer „Fehler“ um jeden Preis verhindern.
Daimler und der Abgasskandal – Rückruf als trauriger Höhepunkt
Dabei zeichnet sich schon länger ab, dass das Unternehmen im Abgasskandal eine tragende Rolle spielt. Bereits seit 2015 gab es erste Verdachtsmomente. Damals wurden 11.000 Mercedes-Sprinter freiwillig zurückgerufen. Eine Verbindung zum Abgasskandal bestritt Daimler. Im Dezember 2015 fiel ein Mercedes C200 CDI bei Messungen der Deutschen Umwelthilfe negativ auf. Die Werte im realen Straßenbetrieb wichen stark von denen auf dem Prüfstand ab. Seit 2017 gab es bei Daimler dann umfangreiche Razzien, die Staatsanwaltschaft Stuttgart nahm Ermittlungen wegen Betrugs und strafbarer Werbung auf. Der jüngste Rückruf ist der bisherige Höhepunkt des Daimler Abgasskandals. Für Daimler bedeutet das nicht nur immense Imageeinbußen, sondern auch die kostenintensive Nachrüstung vieler Autos. Dass es bislang keine Verpflichtung zu einer (teureren) Hardware Nachrüstung gibt, spielt dem Unternehmen jedoch in die Karten.
Rückruf zwecks Placebo Update
Schließlich wird im Rahmen des jüngst angeordneten Rückrufs das Rad nicht neu erfunden. Auch die Mercedes Diesel werden ein Software Update erhalten. Dieses Update soll den Stickoxidausstoß erheblich senken und den vertragsgemäßen Zustand wiederherstellen. Anforderungen, denen es nur zum Teil gerecht werden kann. Viele Studien und Untersuchungen belegen inzwischen, dass das Update nicht einmal im Ansatz die Menge Stickoxid einspart, die angekündigt war. Außerdem gibt es immer mehr Berichte zu Negativfolgen des Software Updates. Einige Kunden klagen über einen stärkeren Verschleiß, erhöhten Verbrauch und sogar ruckelnde Motoren.
Betroffene können sich nicht gegen verpflichtenden Rückruf wehren
Trotzdem bleibt den Dieselkunden keine Wahl. Während es sich 2015 noch um einen freiwilligen Rückruf handelte, sind die jüngsten Rückrufaktionen verpflichtend. Wer die Aufforderung der Zulassungsstelle ignoriert, riskiert langfristig sogar eine Stilllegung seines Diesels. Deswegen fühlen sich viele Betroffene unter Druck gesetzt. Einerseits scheuen sie vor einem Update zurück, dessen schlechter Ruf ihm vorauseilt. Andererseits wollen sie auch weiterhin am Straßenverkehr teilnehmen, ohne dass ihnen eine Stilllegung droht. Für die Meisten entsteht dadurch eine Pattsituation.
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