Daimler und der Abgasskandal
Dass auch Daimler Teil des Abgasskandals ist, der sich inzwischen auf die gesamte Automobilbranche erstreckt, ist wenig überraschend. Entsprechendes hatte sich schon vor mehr als einem Jahr abgezeichnet, als die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Büros von Daimler durchsuchen ließ. Damals hatte der Konzern sämtliche Vorwürfe von sich gewiesen. Die neuesten Erkenntnisse des KBA werden nun wiederum der Staatsanwaltschaft zugänglich gemacht.
Mercedes hatte damals eine riesige Rückrufaktion gestartet, die rund 220 Millionen Euro an Kosten verursacht hatte. Dieses Geld gab Daimler “auf rein freiwilliger Basis” aus. Nach den neuen Erkenntnissen sieht es jedoch vielmehr so aus, als ob Daimler damit einem durch das KBA angeordneten Rückruf zuvorkam, der dem Ruf der Marke Mercedes deutlich stärker geschadet hätte.
Mercedes-Chef leistet persönlich Lobbyarbeit
Nach den neuesten Entwicklungen rund um den Vito, die Mercedes C-Klasse und die G-Klasse wurde Daimler-Chef Dieter Zetsche aufgefordert, persönlich beim Verkehrsministerium vorzusprechen. Ergebnis des Treffens war eine “Frist” bis zum 15.06.2018, nach deren Ablauf Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) weitere Ergebnisse zu betroffenen Fahrzeugmodellen erwartet. Es ist zu befürchten, dass die Regierung weiterhin die Interessen der großen Wirtschaftsunternehmen höher gewichtet, als das Recht der Verbraucher auf lückenlose Aufklärung und insbesondere einwandfreie Produkte. Denn auf Mercedes-Kunden kommen jetzt unangenehme Entscheidungen zu.
Rückruf verweigern?
Im Endeffekt könnte der Rückruf der Mercedes Vito erst der Anfang sein. Wenn sich der Verdacht des “Spiegel” bewahrheitet, weitet sich der Abgasskandal auf viele weitere Mercedes Modelle aus. Neben der 1,6 Liter Diesel-Variante der C-Klasse könnte auch die G-Klasse und weitere Baureihen betroffen sein. Dementsprechend viele Dieselhalter könnten von einem Rückruf betroffen sein. Wie aber sollten Sie reagieren, wenn Sie zu einer Nachrüstung mit dem Software Update aufgefordert werden?
Das Software Update
Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass das Software Update keinesfalls Allheilmittel im Abgasskandal ist. Im Gegenteil. Das Image des Software Updates ist schlecht. Viele Dieselhalter sind misstrauisch und das zurecht. Inzwischen gibt es einige Gutachten, die die Unwirksamkeit und sogar die Schädlichkeit des Updates belegen. Nach und nach häufen sich die Beschwerden enttäuschter Kunden. Der Rückruf habe zu einem erhöhten Verbrauch, mehr Verschleiß und ruckelnden Motoren geführt.
Keine Hardware Nachrüstung
Die Deutsche Umwelthilfe bezeichnet das Software Update als Placebo Update und auch die Gerichte erklären das Update für unzureichend. Einige Richter sprechen den Verbrauchern Schadensersatz zu, weil der Rückruf nicht geeignet sei, den vertragsgemäßen Zustand herzustellen. Trotzdem weigern sich die Hersteller nach wie vor, die viel geforderte Hardware Nachrüstung anzubieten. Dabei gibt es inzwischen auch Gutachten, die die technische Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit belegen. Der Brief, in dem Sie zum Update aufgefordert werden, ist also alles andere als eine gute Nachricht.
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