VW zieht personelle Konsequenzen aus Abgastests

  • Autos im Straßenverkehr mit Abgasen

Chef-Lobbyist wegen Tests beurlaubt


Für viele ist das der eigentliche Abgasskandal. Unter dem Deckmantel der Forschung ließ die Automobilindustrie – federführend VW – Tier- und Menschenversuche zur Schädlichkeit von Dieselabgasen durchführen. VW zieht nun erste personelle Konsequenzen aus den neuesten Entwicklungen. Ein Lobbyist, der über die Tests informiert war, wurde für unbestimmte Zeit beurlaubt.

VW-Chef-Lobbyist übernimmt volle Verantwortung für Tests

Es traf Thomas Steg, der verantwortlich für Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit war. Bis zur vollständigen Klärung ist er von seinen Aufgaben entbunden. Steg selbst hatte seine Beurlaubung vorgeschlagen und zuvor die volle Verantwortung für die umstrittenen Abgastests übernommen. Seine Aufgaben werden kommissarisch von Jens Hanefeld, der sich bislang um internationale und europäische Politik kümmerte, übernommen.

Wusste VW-Vorstand von Tierversuchen Bescheid?

Bereits 2013 soll es einen regen Austausch über die Möglichkeiten einer Abgasstudie gegeben haben. Unter anderem soll auch Steg Teilnehmer dieser Runde gewesen sein. Eine kritische Information, schließlich musste Steg auch dem VW-Vorstand regelmäßig Bericht erstatten. Ob er bei dieser Gelegenheit auch über die Tierversuche informiert hat, ist unklar, aber möglich. In einer Mitteilung des Konzerns wurde das zurückgewiesen.

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VW verharmlost Dieselabgase

Schon 2014 fanden die Tests mit Affen statt. Durchgeführt von der Lobbyorganisation EUGT, finanziert von Daimler, BMW, Bosch und VW. Über vier Stunden hinweg mussten die Tiere Dieselabgase einatmen. In Deutschland gab es vergleichbare Tests mit Menschen. Ziel der in Auftrag gegebenen Tests war: die gesundheitlichen Risiken der Abgase zu verharmlosen. Ein Marketinggag also. Zu diesem sah sich die Automobilindustrie wohl gezwungen, nachdem die WHO Dieselabgase als krebserregend einstufte.

EUGT von Vertretern der Automobilbranche dominiert

Von Interesse sind auch die Personen, die hinter der durchführenden Organisation standen. Diese waren der Automobilbranche nicht besonders fern. Der Vorstandsvorsitzende des EUGT, Gunter Zimmermeyer, war jahrelang Geschäftsführer des Verbands der deutschen Automobilindustrie, wie Lobbycontrol berichtet. Der Geschäftsführer von EUGT hingegen kommt direkt von VW. Dort war er ironischerweise Leiter des Gesundheitsschutzes. Die Industrienähe der Organisation gibt den Abgastests an Affen und Menschen einen weiteren Beigeschmack. Der Eindruck drängt sich auf, dass diese Tests aus rein wirtschaftlichen Motiven initiiert wurden.

VW bemüht sich um Schadensbegrenzung

Der VW-Konzern bemüht sich nun händeringend um Schadensbegrenzung. Der erste Kopf rollte bereits, weitere werden wahrscheinlich folgen. Vor seiner Beurlaubung kündigte Steg an, man wolle künftig auf Tierversuche verzichten. Außerdem soll der Konzern aktuell nachprüfen, wie es den elf Versuchstieren nach den Tests geht. Doch selbst wenn zeitnah elf quicklebendige Javaner-Affen öffentlichkeitswirksam präsentiert werden, bleiben Zweifel. Dr. Alka Chacha, Chefin für Laboruntersuchungen bei PETA erzählt BILD gegenüber, die Tiere seien vermutlich tot. Viele sterben während der Abgasversuche, andere werden im Anschluss getötet.

Ausblick im Abgasskandal

Die Negativschlagzeilen kamen für Volkswagen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Schließlich wird in nicht einmal drei Wochen endgültig über die Frage der Fahrverbote entschieden. Sollte sich das Bundesverwaltungsgericht für Fahrverbote aussprechen, sind viele empörte Kunden und Klagen gegen das Unternehmen zu erwarten.
Schließlich kommt ein Fahrverbot für viele Dieselfahrer einer Stilllegung, ja sogar einer Enteignung gleich.
Wer seinen Diesel nun loswerden möchte, sollte den Markt meiden. Dieser stürzt immer weiter ein. Die Zahl der Neuzulassungen sinkt. Ein Weg ist es deswegen, gegen den Hersteller oder den Händler vorzugehen, um zumindest Schadensersatz oder sogar eine Rückabwicklung zu erwirken. Wer seinen Diesel über einen Autokredit finanziert hat, sollte außerdem die Möglichkeit eines Widerrufs prüfen lassen.

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Ilja Ruvinskij ist Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht und Partner unserer Kanzlei. Mit seinem spezialisierten Team setzt er bundesweit die Ansprüche von betroffenen Mandanten im Abgasskandal durch.

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