Der Vorwurf: 11.000 –facher Abgasbetrug durch BMW
Die jüngsten Berichte zeigen recht anschaulich, wie schnell aus einem Heiligen ein Scheinheiliger werden kann. Mit BMW scheint jetzt auch der letzte Autohersteller in den Dieselskandal verwickelt zu sein. Ein Verdacht, den viele vorher schon hegten, fand nun Bestätigung. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt bereits seit Ende Februar gegen BMW, wie in der Welt zu lesen ist. Der entscheidende Hinweis soll dabei vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) gekommen sein. Dort soll der Hersteller am 22.02.2018 eingeräumt haben, dass unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut wurden. Die Modelle 750d und M550d sollen davon betroffen sein. In der Offenlegung dieses Problems ist jedoch kein Betrugsgeständnis zu sehen. Denn der Konzern spricht nicht vom BMW Abgasbetrug, sondern lediglich von einem „Fehler“. Die falsche Software sei versehentlich bei 11.000 Wagen aufgespielt worden. Diese Software-Teilfunktion sei zwar korrekt entwickelt worden, aber irrtümlich bei nicht geeigneten Modell-Versionen aufgespielt worden. Ob es sich wirklich nur um ein großes Missverständnis handelt oder um einen neuen Abgasskandal bei BMW, werden die Ermittlungen zeigen.
BMWs bisherige Rolle im Abgasskandal
BMW ist nicht erst seit Kurzem auf dem Radar der Abgassünder aufgetaucht. Auch auf unserer Seite finden Sie schon seit längerem einige BMW-Modelle unter der Rubrik „Betroffene Fahrzeuge“. Das heißt nicht notwendigerweise, dass diese Autos vom Abgasskandal betroffen sind und zu den manipulierten Wagen gehören. Vielmehr resultiert die Auflistung der BMW-Modelle aus vermehrt gemessenen, auffällig erhöhten Stickoxidwerten, die gegebenenfalls auch auf eine Manipulation zurückzuführen sein könnten. Schon länger hegt die Deutsche Umwelthilfe einen solchen Verdacht. Anlass dafür war das Modell 320d. In einem Test stoß dieses im Straßenverkehr sieben Mal so viel Stickoxid aus wie auf dem Prüfstand. Schon im Dezember 2017 veröffentlichte die DUH ihre Ergebnisse und forderte das Kraftfahrtbundesamt auf, seine Messdaten ebenfalls zu veröffentlichen.
Messungen ergaben schon früher: BMW ist Teil des Abgasskandals
Mit ihrer Vermutung, dass BMWs weiße Weste in Wirklichkeit rußbeschmutzt ist, stand die Deutsche Umwelthilfe keineswegs allein da. So hatte der International Council on Clean Transportation (ICCT) bereits im Sommer 2017 in Griechenland bei Straßenfahrten unter konstant erhöhter Last einen Rekordwert von 3.000 mg NOx/km gemessen. Alle vergleichbaren untersuchten Diesel lagen unter diesem Wert. Infolge der erhöhten Messwerte war eigentlich das KBA in der Pflicht, nachzuforschen und die eigenen Messwerte offenzulegen, um endgültig zu klären, ob es nun einen BMW Abgasskandal gibt oder nicht. Noch am 15.02.2018 hieß es allerdings seitens des KBAs : “Die Abgasemissionen auf dem Rollenprüfstand und auch auf der Straße sind unter normalen Betriebsbedingungen nicht zu beanstanden.” Erst später erfolgte die Meldung des KBAs an die Staatsanwaltschaft und brachte den Stein damit ins Rollen. Parallel werden Gerüchte laut, BMW habe ein ausgeklügeltes Frühwarnsystem, was die Kontrollen durch das KBA angeht. BMW-Händler, bei denen die Wagen besorgt werden, seien dazu verpflichtet, dies unverzüglich nach München zu melden. Informationen des SPIEGELS zufolge, soll man bei BMW versucht haben, den betreffenden Wagen vor der Prüfung einem „Service“ von BMW zu unterziehen und die Software zu überspielen. Diesen Vertuschungsversuch bestreitet der Hersteller aber vehement.
Was bedeutet das für BMW Kunden?
Ohne Geständnis wird es wohl noch einige Monate dauern, bis sich zweifelsfrei klären lässt, ob BMW nun eine zentrale Rolle im Dieselskandal spielt oder nicht. An dem Schaden, der durch die Berichterstattung und die Aufnahme der Ermittlungen bereits jetzt entstanden ist, wird das Ergebnis aber nichts ändern. Schon jetzt gibt es einen Imageschaden, der sich erheblich auf den Wertverlust der Wagen auswirken wird. Und dieser Wertverlust wird sich angesichts des überhöhten Stickoxidausstoßes wohl noch weiter maximieren. Schließlich soll es bald bundesweit Fahrverbote geben, die schmutzige Diesel aus den Hauptverkehrszonen verbannen. Dass darunter auch die Drecksschleudern von BMW fallen, ist sehr wahrscheinlich. Fahrern von BMW-Dieseln drohen damit immense Nachteile.
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